Smarte Mobilität aus und für Sachsen – Innovative Konzepte für Stadt und Land
Ob Mobilität, Energieversorgung, Gesundheitswesen oder Bildung – in den kommenden Jahren werden intelligent vernetzte Dienste, sogenannte Smart Services, in nahezu allen Lebensbereichen an Bedeutung gewinnen. Die Voraussetzungen dafür schafft die Digitalisierung. Sie wird von der Sächsischen Staatsregierung konsequent vorangetrieben. Wenn in Zukunft über das »Internet der Dinge und Dienste« alles mit allem kommuniziert, dann wird dies nicht nur für die Wirtschaft, sondern vor allem auch für den Alltag der Bürger erhebliche Veränderungen mit sich bringen. Im Freistaat Sachsen arbeiten Forscher, Unternehmen und Verwaltung gemeinsam daran, diese vernetzte Welt von morgen zu gestalten.
VAMOS – optimierter Verkehrsfluss in der sächsischen Landeshauptstadt
Die Exzellenzuniversität TU Dresden hat in Zusammenarbeit mit dem Straßen- und Tiefbauamt der Landeshauptstadt Dresden ein Verkehrs-Analyse-Management-Optimierungs-System, kurz VAMOS, entwickelt. VAMOS basiert auf mehr als tausend Verkehrsdetektoren in der Region sowie auf den Steuerungs- und Leitsystemen des städtischen Straßennetzes und der Autobahnen.
Auf Grundlage der Daten, die über die Detektoren erfasst werden, ermittelt VAMOS die aktuelle Verkehrslage und optimiert den Verkehrsfluss. So sorgt ein digitaler, webbasierter Fahrerassistent dafür, dass Busse und Straßenbahnen an Ampeln auf intelligente Weise bevorzugt werden. Dazu übermittelt das Leitsystem dem Fahrer über ein fest installiertes Smartphone Informationen und empfiehlt eine Geschwindigkeit, die den Verkehr der Auto- und Radfahrer am wenigsten beeinträchtigt. Bestandteil von VAMOS ist außerdem ein dynamisches Parkinformations- und Leitsystem. Damit verbessert VAMOS die Energieeffizienz im Straßenverkehr und es verringert zugleich die Belastungen durch Abgase und Verkehrslärm für die Bürger.
Smart Rail – Innovative Konzepte für den Schienenverkehr
Intelligente Mobilität steht auch im Fokus eines weiteren sächsischen Projektes: Die Stadt Annaberg-Buchholz und die Technische Universität (TU) Chemnitz haben gemeinsam den »Smart Rail Connectivity-Campus« gegründet.
Die TU Chemnitz baut in der Erzgebirgsstadt in enger Kooperation mit der Kommune sowie der Erzgebirgsbahn/DBRegio Netze, der DB InfraGo und vielen weiteren Partnern einen Forschungs-, Entwicklungs- und Erprobungsstandort zur Automatisierung und Digitalisierung des Schienenverkehrs und zur nachhaltigen Mobilität auf.
Bei dem europaweit einzigartigen Modellprojekt wird das automatisierte Fahren auf Normalspurgleisen der Bahn im Erzgebirge erforscht und erprobt. Für Testfahrten steht die Strecke zwischen Annaberg-Buchholz und Schwarzenberg zur Verfügung. Sie ist mit modernster digitaler Technik ausgestattet. In Annaberg-Buchholz steht das erste digitale Stellwerk Europas.
Um die hohen Anforderungen an Sicherheit und Überwachung zu erfüllen, wird entlang dieser Trasse zusätzlich unter anderem ein leistungsfähiges 5G-Datennetz aufgebaut. Bei der Entwicklung dieser neuen Mobilfunk-Generation sind sächsische Forscher führend in Europa. Der sächsische »EcoTrain« soll mit in das Forschungsprojekt einbezogen werden – ein neu entwickelter Zug mit einem umweltfreundlichen dieselelektrischen Hybridantrieb.
Chancen für die Region
Der »Smart Rail Connectivity-Campus« im Erzgebirge bietet für die Region enorme Chancen:
- Die Entwicklung von Connected-Rail-Technologien eröffnet Unternehmen aus Sachsen vielfältige Möglichkeiten für Innovation und Wertschöpfung – von smarten Antriebstechnologien über neuartige Sensorik bis hin zu Datenanalyse und neuen Services.
- Die Infrastruktur des »Smart Rail Connectivity-Campus« können auch Partner nutzen, die nicht als Bahntechnik-Lieferant zugelassen sind.
- Langfristig soll der »Smart Rail Connectivity-Campus« in Annaberg-Buchholz zum führenden europäischen Entwicklungs- und Erprobungsstandort für digitalisierte, vernetzte, hoch automatisierte und nachhaltige Mobilität werden.
Förderung durch Bundesprogramm
Die Initiatoren des »Smart Rail Connectivity-Campus« haben sich im Frühjahr 2018 um Fördermittel des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) beworben. Mit einem ersten Erfolg: Im Bundes-Programm »WIR! – Wandel durch Innovation in der Region« kam die Projektidee unter mehreren hundert Bewerbern auf einen der vorderen Listenplätze.
Für die weitere Entwicklung des »Smart Rail Connectivity Campus« in Annaberg-Buchholz wurde im Dezember 2024 ein weiterer wichtiger Meilenstein erreicht: Die TU Chemnitz erhielt einen Zuwendungsbescheid des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr über rund 20 Millionen Euro, um an diesem Standort des Deutschen Zentrums Mobilität der Zukunft (DZM) eine Forschungshalle errichten zu können.
- Forschungscampus »Smart Rail Connectivity-Campus« der TU Chemnitz
- »Unternehmen Region« – Die BMBF-Forschungsinitiative Neue Länder
- »EcoTrain«
»Diese Projektidee hat das Potenzial für eine absolute Alleinstellung des Erzgebirges in Europa (...) Es gibt reale Chancen für eine universitäre Forschungseinrichtung in unserer Stadt mit Strahlkraft für die gesamte Region und für hochqualifizierte Arbeitsplätze. Außerdem würden die regionale Automobil- und Zulieferindustrie, der Maschinen- und Anlagenbau sowie Unternehmen aus der Digitalisierungsbranche von diesem Vorhaben profitieren. Weiterhin können innovative Konzepte für die Mobilität von morgen im ländlichen Raum entwickelt werden.«
(Rolf Schmidt, damals Oberbürgermeister von Annaberg-Buchholz, am 18. April 2018 bei der Auftaktveranstaltung zur Konzeptphase des »Smart Rail Connectivity-Campus«)